Zusammenfassung
Stressfrakturen des Os naviculare (NSF)sind seltene, aber schwere Verletzungen, gekennzeichnet durch chronischeSchmerzen an der Spitze des Fussgewölbes vor dem Knöchel. Die Ursache ist einechronische Belastung des Mittelfusses, oft durch sportliche Aktivitäten. NSFsind nur schwer zu diagnostizieren, da sie auf normalen Röntgenaufnahmen nichtsichtbar sind. Die Behandlung besteht aus einer längeren unbelasteten Lagerung.Bei nicht heilenden NSF kann eine operative Intervention erforderlich sein,damit die Fraktur mit einer oder mehreren Schrauben stabilisiert werden kann.
Klinische Präsentation
Patienten mit einer Stressfraktur des Osnaviculare leiden unter chronischen Mittelfussschmerzen. Obwohl jeder eineStressfrakturen erleiden kann, sind am häufigsten Athleten betroffen. ImGegensatz zu einer klassischen Stressfraktur der Mittelfussknochen (welche vielhäufiger auftritt), sind die belastende Ereignisse tendenziell dynamischer.Beispielsweise ist der Führungsfuss eines aktiven Golfers, ein Mittelstreckenläuferoder ein Amateur- bzw. Profisportler häufiger betroffen.
Die Symptome beschränken sich oft auf denMittelfuss. Die relativ ungenaue Lokalisation der Beschwerden erschwert dieDiagnose der NSF. Schmerzen treten u.U. nur bei sportlichen Aktivitäten auf.Andere Patienten wiederum können nur noch hinkend gehen.
Körperliche Untersuchung
Bei der körperlichen Untersuchung fällteine Berührungsempfindlichkeit um den Bereich des Mittelfusses auf. Der Arztkann die Schmerzempfindlichkeit bis zur Spitze des Os naviculare verfolgen. DerPatient klagt über Schmerzen beim Versuch zu Hüpfen oder in den Zehenstand zugelangen. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zwischen einem höherenFussgewölbe bzw. einer ungewöhnlich langen zweiten Zehe (die zweite Zehe ist inder Regel ohnehin die längste Zehe) und dem Risiko eine Stressfraktur des Osnaviculare zu erleiden. Besonders betroffen sind dabei Patienten welche durchsportliche Aktivitäten zusätzlich die Zehen belasten (Springen, Laufen, etc.).Trotz allem weisen die meisten Patienten einen normal ausgerichteten Fuss aus.
Bildgebung
Röntgenaufnahmen sind oft unauffällig.Gelegentlich ist eine feine Bruchstelle ersichtlich. In fortgeschrittenenFällen oder bei einer Degeneration des Talonavikulargelenks sind dieRöntgenbilder auffällig.
Die Diagnose kann mit einer MRT, einem CToder einem SPECT-CT erfolgen. Mit einem MRT- oder CT kann zusätzlich die Ausrichtungder Fraktur bestimmt werden. Darüber hinaus kann mit dieser Bildgebungbeurteilt werden, ob der Knochen komplett oder inkomplett frakturiert ist. DieMRT kann auch bei der Beurteilung der Blutversorgung des Knochens hilfreichsein.
Behandlung
Die Behandlung einer Überlastungsfrakturkann sich aufgrund der schlechten Durchblutung des Os naviculare (eine guteDurchblutung ist für die Heilung von Knochenverletzungen unerlässlich) und derrelativ starken Kräfte, die dieser Knochen sowohl beim normalen Gehen als auchbei sportlichen Aktivitäten aufnimmt, als schwierig heraus stellen. GuteErgebnisse wurden bei der Behandlung von nicht dislozierten Frakturen mit einemGipsverband und ein Entlasten des Fusses über einen Zeitraum von 6 Wochenerzielt. Bei dieser Behandlungsmethode sind Erfolgsraten von 85-90% verzeichnetworden. Ärzte empfehlen u.a. auch die Verwendung eines „Knochenstimulators“, welcher die Knochenheilungfördern soll. Es gibt jedoch keine eindeutigen Hinweise, dass diese Methode dieZeit, die für die Heilung benötigt wird, verkürzt.
Überraschenderweise, kann die Heilungsrate,falls der Patient mit dem Gipsverband läuft, um bis zu 25% sinken. Es ist nichtungewöhnlich, dass ein Zeitraum von drei, vier oder mehr Monaten für eine vollständigeGenesung nach einer nicht-dislozierten NSF benötigt wird. Dies kann für einenAthleten das Saisonende bedeuten. Leider besteht bei Patienten, die eineFraktur des Os naviculare erlitten haben, ein erhöhtes Risiko für eineRefraktur. Die ursächlichen Faktoren für eine NSF sind in der Regel auch noch nachder Abheilung der Fraktur vorhanden.
Bei einigen Patienten ist eine Operationsinnvoll. Vor allem dann, wenn die nicht-operativen Therapie keine Besserungerbracht hat. Die Operation beinhaltet u.a. eine Anbohrung quer durch dieFraktur, das Setzen einer oder mehrerer Schrauben und möglicherweise das Verwendeneines Knochentransplantats zur Verbesserung der Heilung. Der operative Eingriffführt in der Regel zu einer vollständigen Heilung. Nach der Operation sollteder Patient den Fuss nicht belasten und eine Auszeit einlegen.
Dislozierte Stressfrakturen des os naviculare
In seltenen Fällen kann sich eine NSFverschieben. Eine nicht-operative Behandlung ist nicht mehr sinnvoll. EineOperation ist notwendig, um die Fraktur zu reponieren (in die exakte Positionzu bringen), sie mit Schrauben zu fixieren und eventuell einKnochentransplantat hinzuzufügen.
Mögliche Komplikationen einer Stressfraktur des Osnaviculare
Die offensichtlichste und problematischsteFolge einer nicht-operativen Behandlung ist die Persistenz der Fraktur und diedamit verbundenen Schmerzen. Wenn die Fraktur keine Anzeichen einer Heilungaufweist, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden.
In seltenen Fällen kann das Os navicularekollabieren. Dies kann Teil einer komplexeren und selteneren Krankheit sein.Der Zusammenbruch beeinträchtigt die Funktion der Gelenke des Rückfusses undist schwierig zu behandeln.
Verheilt die Fraktur in einer ungünstigenAusrichtung, tritt eine Arthrose des zugehörigen Gelenkes (Talonavikulargelenk)auf. Dies hat möglicherweise Schmerzen und Steifheit zur Folge. Eine operative Versteifungdes Talonavikulargelenks kann die Schmerzen, welche im Zusammenhang mit derArthrose des Gelenks stehen, zum grössten Teil beheben. Für die Genesung werdenjedoch 8 oder mehr Wochen benötigt. Darüber hinaus nimmtdie Steifheit im Bereich des Mittelfusses deutlich zu.